
Die Geschichte einer schon lange bestehender Ortschaft
Geografie
Stadtgemeindegliederung
1969 wurde die Marktgemeinde Wolkersdorf zur Stadtgemeinde erhoben. Die Eingemeindungen der restlichen Orte fanden zwischen 1969 und 1972 statt.
Das Gemeindegebiet umfasst folgende fünf Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2015[1]):
- Münichsthal (726)
- Obersdorf (1640)
- Pfösing (214)
- Riedenthal (422)
- Wolkersdorf im Weinviertel (4003)
Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Münichsthal, Obersdorf, Pfösing, Riedenthal und Wolkersdorf.
Nachbargemeinden
Ulrichskirchen-Schleinbach | Hochleithen | Bad Pirawarth |
Harmannsdorf | ![]() |
Groß-Schweinbarth |
Großebersdorf | Gerasdorf Pillichsdorf |
Bockfließ Auersthal |
Einwohnerentwicklung
Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 6191 Einwohner. 1991 hatte die Stadtgemeinde 5696 Einwohner, 1981 5062 und im Jahr 1971 4669 Einwohner.
Geschichte
Die erste, allerdings umstrittene, urkundliche Erwähnung Wolkersdorfs fand im Jahre 1170 statt, rund 100 Jahre nach der angenommenen Gründung. Eine gesicherte Nennung erfolgt in einer Schenkungsschrift aus dem Jahr 1186, in den nächsten Jahrzehnten tauchen weitere Belege für die Existenz von Wolkersdorf auf. Der Sage nach leitete sich der Name "Wolkersdorf" von einem Edelmann namens Wolfger ab, der die "Veste Wolfgersdorf" errichtet haben soll. Diese ursprünglich angenommene Namensgebung wird heute allerdings stark angezweifelt. Viel wahrscheinlicher erscheint es, dass der Name Wolkersdorf auf einen damals bereits bestehenden Ort in Franken zurückzuführen ist. Demnach benannten Siedler aus Franken, die sich im heutigen Wolkersdorf niederließen, diesen Ort wieder nach ihrer Heimatstadt. Nach demselben Muster könnte auch die Namensgebung von Mistelbach, Falkenstein, Drosendorf, Retz und Retzbach zustande gekommen sein. Diese Ortsnamen finden sich sowohl in Franken als auch im Weinviertel. Auch in den Jahrhunderten nach der Gründung des Ortes sind starke Verflechtungen mit Franken vorhanden, besonders mit den Burggrafen von Nürnberg, die über längere Zeit Lehen in Wolkersdorf unterhielten, sodass eine Gründung Wolkersdorfs durch fränkische Siedler wahrscheinlich ist.[2][3]
Das Schloss (die „Veste Wolfgersdorf“) ist als Wasserschloss errichtet worden und wechselte über die Jahrhunderte mehrfach den Besitzer und den Nutzen. Kurze Zeit diente es auch als Jagdschloss. Heute befindet es sich im Besitz der Stadtgemeinde Wolkersdorf.
Die heutige Kellergasse war einst Teil der ehemaligen Kaiserstraße. Über Jahrtausende hinweg war sie die einzige Verbindungsstraße zwischen der Ostsee und der Adria. Sie ist der Verbindungskorridor zwischen dem Baltikum und dem Mittelmeer, der kaiserlichen Hauptstadt Wien und Böhmen. Auf diesem Handelsweg gab es den wichtigen Postverkehr, Lastentransporte wie Tuch-, Salz- und Leinenwaren, vor allem aber den Weinhandel. Der Wein aus Wolkersdorf wurde bis an den Hof des russischen Zaren geliefert.
Seit 16. Mai 1809 residierte Kaiser Franz I. im Pfarrhof von Wolkersdorf. Am 29. Mai erklärte er im Wolkersdorfer Handbillet an Andreas Hofer, dass er keinen Friedensvertrag unterzeichnen würde, durch den Tirol von Österreich getrennt wird. Der Inhalt dieser Proklamation wurde im Juli durch den Znaimer Waffenstillstand zunichtegemacht. Zwischen 7. und 10. Juli nahm Napoleon Bonaparte im Zuge der Schlacht bei Wagram seinen Hauptsitz im Schloss Wolkersdorf.[4]
Der Revolutionär Ernst Franz Salvator von Violand von 1848 lebte bis zu seiner Flucht in Wolkersdorf.
Mit dem Inbetriebnahme der Laaer Ostbahn und des Bahnhofs Wolkersdorf im Jahre 1870 begann die massive Vergrößerung von Siedlungsfläche und Einwohnerzahl, da es für im nahen Wien arbeitende Beamte, Industrielle und sonstige Besserverdiener aus Wien als alternativer Wohnstandort in Frage kam.[5]
Ludwig Anzengruber schrieb die Bauernkomödie Der G’wissenswurm 1874 im ehemaligen Gasthaus Zum goldenen Strauß.[2]
Zweiter Weltkrieg
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurden Wolkersdorf und seine Katastralgemeinden Schauplatz heftiger und wechselvoller Kämpfe zwischen Truppen der Wehrmacht und der Roten Armee. Bereits am 20. März 1945 wurde Wolkersdorf aus der Luft angegriffen, wobei 36 Zivilisten getötet und mehrere Gebäude zerstört wurden. Am 12. April fanden in Wolkersdorf Straßenkämpfe unter Einsatz von Artillerie und Stalinorgeln statt, nach denen die deutschen Truppen sich angesichts der Übermacht der Sowjetarmee in Richtung Ulrichskirchen und Kreuttal absetzten. Zuvor wurden noch 6 Brücken im Gemeindegebiet von Wolkersdorf gesprengt. Am gleichen Tag besetzten die Russen Obersdorf, wobei durch Artilleriebeschuss drei Zivilpersonen getötet wurden. Am 13. April wurde die Ortschaft Münichsthal kampflos durch die Sowjets besetzt. Die Bevölkerung wurde aus ihren Häusern vertrieben und musste bis Mitte Mai in den Weinkellern und Scheunen leben. Münichsthal wurde durch die Rote Armee geplündert, der gesamte Viehbestand beschlagnahmt. Zwei Zivilisten wurden von den Russen verschleppt. Bei Kämpfen in Riedenthal fielen 13 deutsche und ca. 20 russische Soldaten. Der Bürgermeister von Riedenthal schrieb zu diesen Ereignissen: „Anschließend an den Artilleriebeschuss kamen die Russen. Die Soldaten der Kampftruppe benahm sich korrekt und anständig. Aber der nachfolgende Tross war das Gegenteil.“[6]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Natur
Westlich von Riedenthal liegt der Wartberg, auf dessen steilem Westhang sich neben bewaldeten Flächen wertvolle pannonische Trockenrasen über Tertiärsand befinden. Auf diesen trockenen, nährstoffarmen aber artenreichen Flächen wachsen seltene und gefährdete Spezies, wie zum Beispiel Frühlings-Adonis, Österreich-Zwerggeißklee, Schwert-Alant, Schmalblatt-Lein, Gelb-Zahntrost, Schwarz-Küchenschelle und Pferde-Sesel. Die Flächen sind unter anderem durch die aus Nordamerika eingeführte Robinie gefährdet, welche Stickstoff im Boden anlagert, diesen dadurch düngt und für Allerweltsarten besiedelbar macht, welche die seltenen, spezialisierten Arten dann verdrängen. Magere, nicht für den Feldbau geeignete Standorte wurden im Weinviertel seit dem Neolithikum mit Schafen und Ziegen beweidet und so offen gehalten. Im Zuge der Intensivierung und Mechanisierung der Landwirtschaft wurde diese Bewirtschaftungsform vor einigen Jahrzehnten aufgegeben und die Flächen drohen nun zu verbuschen und längerfristig mitsamt deren Flora und Fauna zu verschwinden. Aus diesem Grund wurde vom Naturschutzbund Österreich gemeinsam mit der Stadt Wolkersdorf ein Pflegekonzept erstellt, das den Bestand sichern soll. Darauf aufbauend werden regelmäßig Pflegemaßnahmen durchgeführt und zum Beispiel Gebüsche entfernt.[7]
Das Wolkersdorfer Gemeindegebiet hat Anteil am Hochleithenwald, dem größten Eichen-Hainbuchenwald im Weinviertel.
Verkehr
Vom Bahnhof Wolkersdorf im Weinviertel an der Laaer Ostbahn gelangt man mit der S-Bahn-Linie S2 bis zu vier Mal in der Stunde nach Wien und seit dem 13. Dezember 2015 mit der S7 zum Flughafen Wien. Mit beiden Linien kommt man außerdem ein bis zwei Mal in der Stunde in die Bezirkshauptstadt Mistelbach und in die Thermenstadt Laa an der Thaya. Zusätzlich verkehren Regionalzüge.
Ein weiterer Bahnhof, ebenfalls an der Laaer Ostbahn, befindet sich in der Katastralgemeinde Obersdorf. Hier endet zudem die Stammersdorfer Lokalbahn. Vom Bahnhof Obersdorf verkehren dieselben S-Bahn-Linien wie in Wolkersdorf, jedoch halten hier derzeit keine Regionalzüge. Mit den Zügen der Lokalbahn gelangt man bis zu zwei mal in der Stunde nach Groß-Schweinbarth, von wo die Züge entweder stündlich nach Gänserndorf, oder mehrmals täglich nach Bad Pirawarth verlängert werden.
Des Weiteren gibt es mehrere Regionalbuslinien, die Wolkersdorf mit Wien und den umliegenden Gemeinden verbinden. Seit Ende 2008 verkehrt außerdem ein Anrufsammeltaxi innerhalb der Stadtgemeinde Wolkersdorf.
Wolkersdorf liegt direkt an der Brünner Straße (B7) sowie der Nord Autobahn (A5) und ist über die Anschlussstellen Wolkersdorf-Süd, Ulrichskirchen und Wolkersdorf-Nord erreichbar.
Wirtschaft
In Wolkersdorf befindet sich das Industriezentrum NÖ Nord, welches die Industriegelände Wolkersdorf Ost, Wolkersdorf West sowie den Eco Plus-Wirtschaftspark umfasst. Namhafte Unternehmen wie Manner, Kotányi oder Velux haben hier ihre Zentralen. Weitere Unternehmensniederlassungen: Akkutron, Beltec, CE Services, COCON Sicherheitssysteme, Herz Austria, Kramess, Malik, Ölz, Papier Mettler, Regber, Schwölberger, Luwa-Dessous. SPL Tele, Fertiger, Wittmann und Niedax.[8][9][10][11][12][13][14]
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 330, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 121. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 2.869. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 47,6 Prozent.
Öffentliche Einrichtungen
Schulen
- Volksschule
- Hauptschule I (Schwerpunktschule)
- Hauptschule II
- Allgemeine Sonderschule
- Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium
- Polytechnische Schule (Obersdorf)
- Musikschule
- Volkshochschule
Ämter und Behörden

- Außenstelle der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach
- Standesamt
- Bezirksbauernkammer
- Polizeiinspektion
- Straßenmeisterei
- NÖ Straßenbauabteilung 3
- Forstamt
Freizeiteinrichtungen
- Sommerbad
- Kunsteisbahn
- Skaterarena
- Rodelberg
- Schlossparkhalle
- Tennisplatz
- Tennishalle
- Croquet-Courts
- Beachvolleyballplatz
- Kegelbahn
- Fußballplätze
- Kinderspielplätze
- Bibliothek
- Streetballplatz
Kultur und Freizeit
- Kellergasse
- Kellergassenführungen
- Stadtführungen
- Führungen im Alten Teil von Wolkersdorf
- Kultursommer
- Schloss Wolkersdorf
Gesundheits- und Sozialeinrichtungen
- Österreichisches Rotes Kreuz, Ortsstelle Wolkersdorf
- Freiwillige Feuerwehr Wolkersdorf
- Freiwillige Feuerwehr Obersdorf
- Freiwillige Feuerwehr Pfösing
- Freiwillige Feuerwehr Münichsthal[15]
- Freiwillige Feuerwehr Riedenthal
- Landespensionistenheim
- Beratungszentrum
- Hort
- sechs Kindergärten
Persönlichkeiten
- Vitus Scheffer (1648–1717), Jesuit, Verfasser zahlreicher philosophischer und theologischer Werke
- Bernhard Kohl (* 1982), Radrennfahrer
- Christian Konrad (* 1943), Bankmanager
- Leopold Weinhofer (1879–1947), Politiker
- Ernestine Roberts (1904–1977), Schriftstellerin
- Hermann Withalm (1912–2003), Politiker, Vizekanzler
- Ernst Franz Salvator von Violand (1818–1875), österreichischer Revolutionär
- Therese Seehofer (1846–1936), Opernsängerin
Einzelnachweise
- Statistik Austria, Bevölkerung am 1.1.2015 nach Ortschaften
- Stadtgemeinde Wolkersdorf: Historie und Sehenswürdigkeiten. www.wolkersdorf.noe.gv.at, abgerufen am 10. März 2009.
- Kultursommer Schloss Wolkersdorf: [1]. www.schlosswolkersdorf.at, abgerufen am 14. April 2009.
- Geschichte des Schlosses Wolkersdorf
- Die Geschichtliche Entwicklung von Wolkersdorf im Weinviertel (PDF-Datei; 995 kB), abgerufen am 21. Oktober 2011
- Heeresgeschichtliches Museum/Militärhistorisches Institut (HGM/MHI), Militärgeschichtliche Forschungsabteilung (MilFoA), Studiensammlung, Bestand 1945, Schachtel 5, Fasz. 45/9, Gemeindeberichte Niederösterreich, Bezirk Mistelbach
- Naturschutz in Wolkersdorf, Endbericht, Wien, Februar 2012 (PDF; 14,3 MB)
- SPL Tele übersiedelt von Wien nach Wolkersdorf abgerufen am 28. April 2015
- Presseaussendung OTS abgerufen am 28. April 2015
- Metallwarenerzeugung Fertinger übersiedelt abgerufen am 28. April 2015
- Fertinger Metallwaren baut in Wolkersdorf aus abgerufen am 28. April 2015
- Wittmann GmbH siedelt nach Wolkersdorf abgerufen am 28. April 2015
- Wittmann Neubau in Wolkersdorf abgerufen am 28. April 2015
- NÖ Pressearchiv abgerufen am 28. April 2015
- Freiwillige Feuerwehr Münichsthal: [2]. www.ff-muenichsthal.at, abgerufen am 16. September 2011
Wolkersdorf im Weinviertel
Die erste, allerdings umstrittene urkundliche Erwähnung Wolkersdorf fand im Jahr 1170 statt, rund 100 Jahre nach der angenommen Gründung. Eine gesicherte Nennung erfolgt in einer Senkungsschrift aus dem Jahr 1186, in den nächsten Jahrzehnten tauchten weitere Belege für die Exestenz von Wolkersdorf auf. Der Sage nach leitete sich der Name "Wolkersdorf" von einem Edelmann namens Wolfger ab, der die "Veste Wolfgersdorf" errichtet haben soll. Diese ursprünglich angenommene Namensgebung wird heute allerdings stark angezweifelt. Viel warscheinlich er erscheint es, dass der Name Wolkersdorf auf einen damals bereits bestehender Ort in Franken zurückzuführen ist. Demnach benannten Siedler aus Franken, sie sich im heutigen Wolkersdorf niederließen, den Ort wieder nach ihrer Heimatstadt. Nach dem selben Muster könnte auch die Namensgebung von Mistelbach, Falkenstein, Retz und Retzbach zustande gekommen sein. Diese Ortsnamen finden sich sowohl in Franken als auch im Weinviertel. Auch in den Jahrhunderten nach der Gründung des Ortes sind starke Verflechtungen mit Franken vorhanden, besonders mit den Burggrafen von Nürnberg, die über längere Zeit Lehnen in Wolkersdorf unterhielten, sodass eine Gründung Wolkersdorfs durch fränkische Siedler wahrscheinlich ist.